Landesjagdbericht: Afrikanische Schweinepest bleibt Herausforderung für Landwirte und Jäger

Von den Folgen des Maisanbaus für wild lebende Tiere über die Situation des Birkwildes bis hin zur Bedrohung der Wiesenbrüter: Mit einer Fülle von Informationen, Hintergrundmaterial und einer Liste hilfreicher Kontakte reizt der jetzt vorliegende Niedersächsische Landesjagdbericht 2013/2014 zum Lesen. Herausgegeben wird der Bericht wie in den Vorjahren gemeinsam vom Niedersächsischen Landwirtschaftsministerium und der Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. (LJN). Der Landesjagdbericht schildert die Situation der Jagd und der einzelnen Wildarten in Niedersachsen und informiert über die Jagdstrecken der einzelnen Arten.

Mit wechselnden Schwerpunktthemen zu den Themen Jagd und Natur spricht er sowohl Jäger als auch naturbegeisterte Nichtjäger an.

Eines der Schwerpunktthemen des aktuellen Landesjagdberichts ist der in Niedersachsen zuletzt stark angestiegene Maisanbau: Ein großer Teil des Maisanbaues wird für die Biogasgewinnung genutzt. Die Klagen über eine „Vermaisung“ der Landschaft haben zugenommen. Der Landesjagdbericht geht daher der Frage nach, inwieweit Wildpflanzen für die Biogaserzeugung genutzt werden können und welche Bedeutung der Wildpflanzenanbau als Lebensraum für die Tiere der Agrarlandschaft hat. Besonderes Augenmerk wird dabei auf ein zurzeit laufendes und vom Ministerium gefördertes Forschungsprojekt gelegt: Seit Sommer 2013 untersucht die Landesjägerschaft in Kooperation mit dem „3N Kompetenzzentrum Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe e.V.“, ob Wildpflanzen Energieträger der Zukunft sein können.

Aus Sicht von Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer liegen in dem Vorhaben, das zu rund 70 Prozent vom Land und zu etwa 30 Prozent von der Landesjägerschaft finanziert wird, große Chancen für mehr Natur- und Umweltschutz und den unbedingt notwendigen Erhalt der Artenvielfalt. Meyer bezeichnete Wildpflanzenmischungen als „eine Bereicherung der Artenvielfalt. Von Insekten über Bienen bis hin zum Feldhasen finden hier viele freilebende Tierarten Nahrung und Schutz zugleich.“ Der Minister ergänzte, „die Forschung zur Verwendung von Wildpflanzenmischungen ist ein tolles Projekt und passt exzellent in unser Nachhaltigkeitskonzept. Nach meiner Ansicht hat die Nutzung von Wildpflanzen für Biogasanlagen viele Vorteile und sorgt für mehr Akzeptanz und positive Ökobilanzen bei der Bioenergiegewinnung.“

Auch Überraschendes hat der Landesjagdbericht zu bieten: Kaum jemand weiß, dass das Birkwild beinahe Niedersachsens Wappentier geworden wäre, das Birkhuhn bis Mitte des 20. Jahrhunderts sogar der Charaktervogel der norddeutschen Moore und Heiden war – aber mittlerweile in der Roten Liste der Brutvögel als „stark gefährdet“ aufgeführt wird. Die einzige überlebensfähige europäische Flachlandpopulation des Birkwildes lebt in der Lüneburger Heide. „In Niedersachsen hat sich eine letzte Restpopulation von etwa 200 Birkhühnern im Großraum der Lüneburger Heide halten können“, heißt es im Landesjagdbericht. Noch ist über Habitatnutzung, Reproduktion und Verlustursachen des Birkhuhnbestandes relativ wenig bekannt. Wie ein Forschungsprojekt das zu ändern versucht, erläutert der Landesjagdbericht.

Noch viele andere Aspekte kommen zur Sprache – etwa die herausgehobene Bedeutung des Wiesenvogelschutzes und die Tatsache, dass zwei Drittel aller Uferschnepfen, die Hälfte der Großen Brachvögel und jeder dritte Kiebitz in Niedersachsen brütet. Alarmsignale lässt der Landesjagdbericht nicht unerwähnt: Die Wiesenbrüter sind zwar die charakteristischen Vogelarten der einst zahlreich vorhandenen Wiesenlandschaften. Doch ihre Bestände sind zusammengebrochen. Hier gelte es, über Biotopverbesserung und jagdliche Maßnahmen die Bestände zu stützen: „Insbesondere die Bejagung von Beutegreifern zur Senkung des Prädationsdrucks, ist für den Erhalt unserer Wiesenvogelpopulationen von enormer Bedeutung“, sagte Helmut Dammann-Tamke, Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen. „Ein Projekt zum Wiesenvogelschutz im Landkreis Stade, das neben der Aufwertung und Verbesserung der Lebensräume als weitere Säule ein intensives Prädationsmanagement beinhaltet, belegt wie erfolgreich Naturschutz und Jagd zusammengehen“, so Dammann-Tamke.

Wie groß die Überschneidungen zwischen Politik, Landwirtschaft und Jagd sind, macht der Landesjagdbericht nicht nur an den Beispielen bleifreie Munition, Jagdzeitenverordnung und Niedersächsisches Jagdgesetz deutlich. Vielmehr versteht sich der Bericht auch als Ratgeber an Landwirte und insbesondere Jäger – etwa, wenn es um Vorsorgemaßnahmen gegen eine Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) geht.

Und Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer ergänzt: „Es kommt nun sehr auf die Achtsamkeit nicht nur der Landwirte, sondern auch der Jäger an, damit es nicht zu einer Übertragung des Virus von Wildschweinen auf Hausschweinbestände kommt. Ein ASP-Ausbruch hierzulande wäre eine Katastrophe aus Sicht von Tierschutz und Wirtschaft. Denn Niedersachsen ist bundesweit Schweineland Nr. 1 mit mehr als zehn Millionen Tieren, also mehr als die Hälfte in ganz Deutschland.“ Der Landesjagdbericht 2013/2014 ist im Internet zu finden unter www.ml.niedersachsen.de.

 

Quelle:  Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz