Zunächst gilt unser Dank den beiden Sponsoren! Die Jägerschaft Burgdorf in der Region Hannover bedankt sich bei der Niedersächsischen Bingo Umweltstiftung und bei der Volksbank-Stiftung, die die Anschaffung einer Drohne mit umfangreichem Zubehör und einer hochwertigen Wärmebildkamera mit 5.000€ und 4.500€ erst ermöglicht haben.
03:45 Uhr, der Wecker klingelt🤦. Äääh….ach ja Kitzsuche! Leise aus dem Bett, meine Frau nicht wecken! Kurz durchs Bad, Zahnpflege, Gesicht kalt spülen, Haare glatt streichen und in die Klamotten springen. Treppe runter durchs Wohnzimmer. Da liegt meine Hündin, äugt mich an und denkt „der spinnt der Alte!“ Ich gehe in die Küche, da kommt sie vorsichtshalber mit, es könnte ein Brocken von Toast runterfallen! Ein Blick auf die Uhr – 04:10 Uhr. Das passt, Treffen ist um 04:30 Uhr. Das Auto ist gepackt, alle Akkus und Funkgeräte aufgeladen, Körbe und Signalstangen sind auch dabei.
Auf gehtˋs, die Straßen sind noch wenig befahren. Schnell ist der Treffpunkt gefunden. Etwas Nebel schwebt über den Wiesen. Der Jagdpächter ist bereits mit einem Helfer vor Ort. Nach einer kurzen Einweisung wird Drohne und Steuerung startbereit gemacht. Die erste Wiese mit allen benötigten Flugdaten wird in der Steuerung programmiert und auf die Drohne hochgeladen. Die „Läufer“ sind auf Position und die Drohne hebt ab, geht auf 50m und fliegt ihre Mission Bahn für Bahn im Modus Autopilot wie geplant ab. Sobald eine Wärmesignatur auf dem Display zu sehen ist, wird manuell gesteuert. Ein Läufer wird mittels Funkgerät zu der Stelle geleitet, um die Lage zu erkunden, und ggf. das Kitz unter dem Korb zu sichern.
Da kommt auch schon der Landwirt mit Trecker und angebautem Mähwerk, ein imposantes technisches Gerät wartet auf seinen Einsatz. Arbeitsbreiten von 7,40 m bis 10,80 m sind im Einsatz. Hiermit sind unter guten Bedingungen Fahrgeschwindigkeiten um die 15 km/h möglich, so dass Flächenleistungen von über 10 ha pro Stunde möglich sind.
Er wartet noch bis die erste Wiese von uns abgesucht wurde, damit er danach mit ruhigem Gewissen und 100%iger Sicherheit eine wildfreie Wiese bearbeiten kann. Den Landwirten liegt es sehr am Herzen Wildtieren kein Leid zuzufügen und kein mit Botulinumtoxinen kontaminiertes Futtermittel zu ernten!
Die erste Wiese ist mittlerweile abgesucht, 3 ha in in knapp 10 Minuten. Zwei adulte Rehe und drei Hasen konnten aus der Fläche vertrieben werden, diesmal kein Kitz. Aber das war erst der Anfang. Die nächsten Wiesen warten.
An diesem Morgen haben wir auf weiteren 3 Flächen mit insgesamt 15 ha sechs Rehkitze, einige Hasen und Fasane gefunden. Vier Kitze zeigten noch keinen Fluchtreflex und wurden unter Körben gesichert. Zwei Kitze konnten wir aus den Flächen vergrämen.
Das frühe Aufstehen hat sich wieder mal gelohnt!
Die Mähsaison ist jedoch noch nicht vorbei. Hier in unserem Bereich findet die Heuernte verhältnismäßig spät statt, da hier überwiegend Futter für die Pferdehaltung gewonnen wird. Weitere Einsätze warten.
In der diesjährigen Saison konnten wir bisher (Stand 23. Juni) in 22 Einsätzen auf 64 Wiesen mit insgesamt 180 ha bisher 43 Kitze retten! Ein paar Einsätze stehen noch aus. Es besteht immer noch die Gefahr, das die Kitze nicht selbstständig flüchten. Am 20. Juni z. B. wurden noch zwei Kitze ohne jegliche Fluchtreflexe gefunden!
Im letztem Jahr haben wir 145 ha abgesucht und dabei 48 Rehkitze gefunden.
Trotz z. T. am Vorabend aufgestellter optischer und/oder arkustischer Wildwarner. Bei einigen Wiesen wurden am Vorabend bereits das Vorgewende gemäht, doch auch auf diesen Flächen wurden Kitze gefunden. Es hat sich gezeigt, das nur die Suche mit einer gut auflösenden Wärmebildkamera 100%igen Erfolg bringt!
Die Kitzrettung ist eine ausgesprochen zufriedenstellende und selbstbelohnende Arbeit! Hier im Burgdorfer Bereich wird sie allerdings etwas eingetrübt, denn machen wir uns nichts vor, einige der geretteten Kitze werden später vom Wolf gerissen. Wir lassen uns dadurch aber nicht von der Suche abhalten!
Wmh
Lutz Oeltjen