Methoden im Wandel Zeit am Beispiel des Revieres Isernhagen KB
Die Zeit der Wiesenmahd, überwiegend im Mai und Juni jeden Jahres, bedeutet auch für die Isernhagener Landwirte und Jäger einen besonderen Einsatz: Wildtierrettung kurz bevor der Landwirt mit dem Mähen der Wiesen seine Arbeit beginnt.
Zwischen diesen Bildern liegen nur ein paar Jahre:
- Früher: Klopapier an Halme gebunden am Vorabend der Mahd, diese Beunruhigung soll die Ricke veranlassen ihre Kitze aus dem Feld zu holen. Eine Methode der Vergrämung, mit der durch optische Reize, Geräusche oder Gerüche Wildtiere von bestimmten Flächen, zumindest kurzzeitig ferngehalten werden.
- Heute: Der Monitor im Morgengrauen auf der Wiese direkt vor der Mahd zeigt das abzufliegende Gebiet, die Wärmebildkamera der Drohne zeigt alles, was wärmer ist als die Umgebung. Dieser Kontrast ist in den frühen Morgenstunden am deutlichsten zu sehen, bevor die Sonne das Feld erwärmt.
Auch ein gerade verlassener Liegeplatz zeichnet sich deutlich sichtbar ab. Ein Zoom auf die Stelle und der Drohnenpilot gibt Entwarnung an die bereit stehen Helfer.
Als Beispiel für den Drohneneinsatz hier ein Jagdrevier in Isernhagen und ein paar Zahlen der Jagdpächter Meinolf Helling und Gerhard Windmeier.
Fläche: bei einer Reviergröße von ca. 750 ha sind ca. 240 ha an Mähwiesen abzufliegen
Zeitraum: vom 14.05.2025 bis zum 28.06.2025
Anzahl der Einsätze: 14
Ergebnis der Aktion:
8 Kitze wurden gefunden und herausgetragen,
17 Kitze konnten die Fläche selbständig verlassen
Einsatzdauer: Start jeweils um 4.30 Uhr, Dauer je nach Anzahl und Größe der Fläche bis zu 3,5 Stunden. In Abhängigkeit von der Reviergröße werden in nahezu allen Revieren in Isernhagen vergleichbare Einsätze realisiert.
Es gibt keinen hundertprozentigen Schutz, aber in dieser Saison, in diesem Revier waren die Flächen beim Mähen frei von Jungtieren. Nicht nur Kitze, auch Feldhasen konnten so gerettet werden. Igel, Fuchs und bodenbrütende Vögel wie Fasan und Rebhuhn sind ebenso gefährdet, deshalb arbeiten Jäger und Landwirte gemeinsam am Schutz der Wildtiere. Das bedeutet für einen engagierten Jagdpächter wie Meinolf Helling im Vorfeld der Mahd viele Stunden am Rechner und am Telefon, um mit den Landwirten, Jagdgenossen und Lohnunternehmen die Drohneneinsätze zu koordinieren. Fleißige Helfer (mindestens 3 pro Einsatz) unterstützen dann mit vielen Stunden den ehrenamtlichen Einsatz beim Einfangen der Kitze vor Ort. In den nächsten Wochen heißt es dann früh aufstehen, diese Aktionen finden am Morgen ab ca. 4.30 Uhr direkt vor der Mahd statt.
Neben Drohnen sind auch weitere Methoden im Einsatz:
- Akustische Wildretter, Signalgeber als auch mechanische Konstruktionen am Mähwerk.
- Vergrämen (Verscheuchen, Verstänkern, Radios im Feld)
- Absuchen mit Hund, das ist nicht ungefährlich für den Vierbeiner, gefährliche Augenverletzungen durch Grannen sind möglich.
- Mährichtung (von innen nach außen, um Fluchtmöglichkeiten zu bieten)
- Fahrgeschwindigkeit
- Frühe Mahd (grad gesetzte Kitze bleiben liegen) und späte Mahd (schon ältere Kitze springen ab)
Letztendlich führt die richtige Kombination der vielen Möglichkeiten zum Erfolg. Landwirte bzw. ihre Lohnunternehmer sind verantwortlich für das Absuchen ihrer Flächen und Jäger fühlen sich im Sinne der Hege verantwortlich. Je enger die Absprache und Zusammenarbeit verläuft, umso erfolgreicher wird das Ergebnis ausfallen.
Das Abfliegen der Wiese ist programmiert, die Drohne manövriert selbstständig über den gekennzeichneten Bereich, Fundstellen werden optisch auf einem Bildschirm angezeigt, die Helfer angeleitet und punktgenau zum Ziel geführt. Oft muss man trotzdem sehr genau hinschauen, um das bewegungslose Kitz zu sehen, das direkt vor den Fußspitzen unter hohem Grass verdeckt liegt. So perfekt getarnt und geruchslos, fällt es auch dem Raubwild schwer, Beute zu machen.
Das Summen der Drohne in 50 m Höhe störte diese Ricke (siehe Bild) nicht, hier gerade ihr zweites Kitz zu setzen. 25-fache Vergrößerung zeigt das beeindruckende Naturschauspiel, ohne das die Drohne tiefer fliegen muss. Selbst Drohnenpiloten bekommen das wohl nicht oft zu sehen
Die Drohnen haben in kurzer Zeit einen großen Bereich im Rahmen der Kitzrettung eingenommen, auch in den Isernhagener Revieren. Das ist jedoch nur durch den ehrenamtlichen und zeitinsiven Einsatz der Drohnenpiloten möglich, die zu jedem Einsatz um 4.30 Uhr in der Frühe vor Ort sind. Das erfolgreiche Fliegen einer Drohne und ganz besonders das Finden der Kitze erfordert eine zeitintensive Ausbildung und ein regelmäßiges Training. Auch die Förderung der Drohnen trägt zum schnellen Anstieg der Drohnen bei der Wildtierrettung bei.
Dabei haben alle Methoden ihre Berechtigung und werden weiter genutzt, um die ganze Bandbreite unterschiedlicher Wildtiere zu schützen, unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten und Vorschriften.
Keine verletzten oder getöteten Tiere in dieser Mähsaison sind die Belohnung für die ehrenamtlich mitwirkenden Jäger. Das wünschen wir den Jagdpächtern in Isernhagen KB auch in Zukunft für ihr Revier.
Eventuell wird das eingangs erwähnte Klopapier wieder mehr seinem eigentlichen Zweck zugeführt.
Volker Spitzer – Schriftführer Hegering Isernhagen