Wölfe in Deutschland, ein Kommentar

Das BfN, Bundesamt für Naturschutz, hat Anfang Dezember 2021 Zahlen zur Entwicklung der Population der Wölfe in Deutschland bekannt gegeben. Zum besseren Verständnis ist es wichtig zu wissen, dass die Zahlen von 157 Rudeln, 27 Paare und 19 Einzelwölfen lediglich den bis 30. 4.2021erfassten Bestand vom Frühjahr 2020 (!) wiedergeben. Jeder, der sich mit der Problematik der Wildtierzählung auskennt, weiß, dass da eine erhebliche Dunkelziffer üblich ist.
Das gilt auch für die auf der Website DBBW vermeldeten 550 Welpen in dem Zeitraum.
Das BfN vermeldet ausschließlich auf Basis der Rudel rechnerisch (!!!) ermittelte adulte Wölfe. Jährlinge, Welpen oder Großrudel mit zT. um die 20-25 Wölfen gehen dabei unter.
Mittlerweile haben auch längst die Wölfe der Generation 2021 das Licht der Welt erblickt. Nun werden diese veralteten Zahlen bis November 2022 als aktuell herumgereicht. Es sollte dem BfN möglich sein, im Laufe eines Jahres die Bestandszahlen innerhalb der Bundesländer abzugleichen um dann kurz nach Ende des Monitoringjahres mit aktuellen Zahlen herauszukommen. Das wäre eine klassische Aufgabe für das Dokumentations- und Beratungszentrum Wolf, DBBW. Das kostet immerhin ca 300.000 € pro Jahr. Jetzt ist schon wieder ein halbes Jahr vergangen seit dem Ende des Monitoringjahres, das bis Ende April 2021 ging.
Das verwendete Monitoringverfahren SCALP ist für Luchse entwickelt worden, eine vollkommen andere Tierart, was die Lebensweise angeht. Es ist schon ziemlich verwegen dieses Verfahren auf das Rudeltier Wolf anzuwenden. Das SCALP Verfahren ermöglicht überhaupt keine Unterscheidung nach erwachsenen und nicht erwachsenen Wölfen. Nur erwachsene Wölfe zu zählen oder zu errechnen und in die Bestandszahlen aufzunehmen ist eine deutsche Eigenart, die es sonst nirgendwo in Europa gibt. Weder rechtlich noch wissenschaftlich gibt es dafür eine Grundlage.
Insofern ist es ziemliche Fantasie, die vom BfN verbreitet wird.
Schon im Koalitionsvertrag der nächsten Bundesregierung steht, dass mit realistischen (!!!) Zahlen gearbeitet werden soll. Das bedeutet nichts anderes, als dass derzeit unrealistische Zahlen vom BfN in die Welt gesetzt werden. Man kann wohl davon ausgehen, dass es in Deutschland mindestens ca. 2000 Wölfe gibt, eher deutlich mehr, mit einer Steigerungsrate von jährlich ca. 30%.
Was in Sachen Monitoring bei uns in Niedersachsen derzeit passiert, ist auch merkwürdig und bedarf einer tieferen Untersuchung. Monitoringberichte werden wohl nicht mehr erstellt. Für 2021 ist nach dem ersten Quartalsbericht „Schweigen im Walde“
https://www.wolfsmonitoring.com/monitoring/monitoringberichte
https://www.bfn.de/pressemitteilungen/aktuelle-wolfszahlen-bundesweit-157-rudel-bestaetigt
https://www.dbb-wolf.de/
Christian Schröder
Hegering Isernhagen
Obmann Öffentlichkeitsarbeit